Erasmus für Alle
Das europäische Förderprogramm "Jugend in Aktion" (JIA) läuft Ende 2013 aus. In dem neuen Entwurf für einen Mehrjährigen Finanzrahmen 2014-2020 hat die EU-Kommission vorgeschlagen, "Jugend in Aktion" mit anderen Programmen in ein gemeinsames Programm „Erasmus für alle“ zusammen zu legen.

Die EU-Kommission hat am 23. November 2011 unter dem Titel „Erasmus für alle“ einen Vorschlag für die Nachfolgegeneration für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport ab 2014 vorgelegt. Wie bereits im Vorschlag zum Mehrjährigen Finanzrahmen der EU für den Zeitraum 2014 bis 2020 angekündigt, führt die EU-Kommission darin die Programme Lebenslanges Lernen, Jugend in aktion sowie fünf internationale Kooperationsprogramme aus dem Bildungsbereich (Erasmus Mundus, Tempus, Alfa, Edulink, Zusammenarbeit mit industrialisierten Ländern) in einem gemeinsamen Programm zusammen.

"Erasmus für alle" - das neue Programm (2014-2020)

 Die Ziele des neuen Programms sollen sein:

  • Ermöglichung transnationaler Lernerfahrungen;
  • Angleichung des Kompetenzerwerbs an die Anforderungen des Arbeitsmarktes um Beschäftigungsfähigkeit, Unternehmergeist und aktive Teilhabe junger Menschen zu fördern;
  • Freiwilligentätigkeit sowie nicht formales und informelles Lernen;
  • Unterstützung von Reformierung und Modernisierung der Bildungs- und Ausbildungssysteme in Europa und darüber hinaus.

Drei Aktionslinien sollen dabei die Umsetzung von "Erasmus für alle" bestimmen:
  1. Mobilität von Einzelpersonen: hiermit soll die länderübergreifende Mobilität von Studierenden, Auszubildenden, Lehrkräften und Personal gefördert werden. In diesem Bereich wird u.a. auch ein neues Finanzierungsinstrument vorgeschlagen, das sich an Masterstudenten richtet und es Ihnen ermöglichen soll mit einem günstigen Studiendarlehen ihr komplettes Masterstudium im Ausland zu verbringen.

  2. Zusammenarbeit zur Förderung von Innovation und bewährten Verfahren: Hier sollen länderübergreifende strategische Partnerschaften zwischen Bildungs- respektive Jugendorganisationen sowie länderübergreifende Partnerschaften zwischen Unternehmen und Bildungseinrichtungen gefördert werden. Wissensallianzen zwischen Hochschulen und Unternehmen sollen gemeinsam an der Entwicklung neuer Curricula und der Bereitstellung für den Arbeitsmarkt relevanter Lehrangebote arbeiten.

  3. Unterstützung politischer Reformen: Umsetzung der politischen Agenda der EU in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung und Jugend z.B. durch die Weiterentwicklung der bestehenden Transparenzinstrumente wie den Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR), das Europäische System zur Übertragung und Akkumulierung von Studienleistungen (ECTS) das Europäische Leistungspunktesystem für die Berufsbildung (ECVET) oder die Unterstützung europäischer Netzwerke wie Euroguidance- und Eurodesk-Netze, Unterstützungsdienste für E-Twinning und das europäische Bildungsnetzwerk Eurydice.

Erasmus für alle

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 



Der zukünftige Sport-Teil fokussiert auf die Unterstützung von Maßnahmen in folgenden Bereichen:
  • Bekämpfung von Doping, Gewalt, Rassismus und Intoleranz im Zusammenhang mit Sport;
  • Europäische Kooperation im Sportbereich (z.B. Richtlinien für "Good Governance" von Sportorganisationen);
  • Unterstützung von kleinen Sportorganisationen, auch mit dem Ziel besondere sozioökonomische Herausforderungen angehen zu können.

Was passiert mit "Jugend in Aktion"?

Dabei wäre "Jugend in Aktion" in der bestehenden Form nicht als ganzheitliches Programm im Sinne einer Säule in „Erasmus für alle“ integriert werden. Nur ausgewählte Elemente und Formate würden hinzugefügt werden. Gleiches gilt für die anderen Programme, die seit 2014 zur "Erasmus für alle" gehören sollen. Sollte es so kommen, hätte dies aber nicht nur Folgen für das Programm, sondern es wären auch weitreichende negative Wirkungen auf die Jugendpolitik und Jugendarbeit in Europa möglich:
  • Die EU-Jugendstrategie könnte ihr zentrales Instrument zur Umsetzung verlieren;
  • Die europäischen Strukturen für den Jugendbereich würden geschwächt und könnten zum Teil überflüssig werden;
  • Die Entwicklung von Jugendarbeit / Jugendhilfe in Europa könnte ihre spezifische Grundlage verlieren;
  • Die jugendpolitische Zusammenarbeit über die EU hinaus könnte in Frage gestellt werden;
  • Mehr Elitenförderung, weniger Benachteiligtenförderung wäre eine weitere mögliche Konsequenz;
  • Es besteht die Gefahr, dass "Bildung Europa" am Bedarf und an der Realität von Jugendarbeit / Jugendhilfe vorbei gestaltet wird;
  • Die Themen "Europäischer Bürgersinn" und "Partizipation junger Menschen" würden an den Rand gedrängt;
  • Das nicht formale und informelle Lernen im Jugendbereich könnte an Bedeutung verlieren.

Weil dieses Programm viel mehr die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Gesamtstrategie der EU als die eigenständige Jugendpolitik hevorhebt, sind viele Jugendorganisationen wie das Europäische Jugendforum, der Deutsche Bundesjugendring, viele andere Verbände und Träger sowie einige Mitgliedstaaten dagegen. Die deutsche Bundesregierung hat sich ebenfalls klar dagegen gewendet und fordert die Fortführung eines eigenständigen Jugendprogramms.

Auch der Vorschlag der EU-Kommission, das Budget für "Erasmus für alle" um rund 70 % zu erhöhen (im Vergleich zu den bisherigen Programmen im Bereich allgemeine und berufliche Bildung sowie Jugend) scheint nicht umsetzbar, da die Mitgliedstaaten in ihren ersten Reaktionen bereits harten Widerstand gegen eine allgemeine Erhöhung des EU-Haushaltes angekündigt haben.

Quelle: JUGEND für Europa, 16.07.2012


Hier finden Sie interessante Publikationen zum Thema "Jugend in Aktion" ab 2014:
- Kommissionsmitteilung zum Erasmus für alle: Das EU-Programm für allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport
- 13 gute Gründe für ein eigenständiges Jugendprogramm der EU ab 2014
- Ab 2014 kein eigenes EU-Jugendprogramm mehr- stattdessen: „Erasmus für alle“

Ihre Sicherheit und Privatsphäre im Internet sind uns wichtig! Es werden mittels des Einsatzes von Cookies keinerlei persönliche Daten gespeichert oder mit Dritten getauscht. Dennoch verwendet diese Website Cookies zur Steigerung von Funktionalität und Leistungsfähigkeit. Falls Sie weiter lesen und unsere Website verwenden, stimmen Sie dem Gebrauch von Cookies zu. Nähere Information finden Sie auf unserer Seite. Die Datenschutz-Policy können Sie hier einsehen. Cookie-Policy.